23.01.2024

Briefe



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ID: 7131
Geschrieben am: Samstag 28.05.1836
 

Berlin, den 28sten Mai 1836.
Liebster Freund,
Sie erhalten hier wieder etwas von mir für Ihre Zeitschrift aus Berlin. Es ist nichts Ausgeführtes u. hat keinen rechten Anfang u. Ende, – wir können aber jetzt noch nichts anderes, als Aphorismen schreiben. Bank wird dieser Aufsatz wahrscheinlich grade recht sein, – Rellstab wird etwas darin behandelt, – es ist nöthig, daß man ihm einmal etwas zu Leibe geht, – Sie glauben nicht, was der Mensch hier in Berlin für Schaden anrichtet. Mein Name muß jedenfalls verschwiegen bleiben, als Wiliam Drach will ich fortfahren manchmal etwas zu schreiben. Es ist eigentlich ein Jammer, daß ein Komponist sich gedrungen fühlt, auch zu schriftstellern, – bei uns Deutschen geht es aber nicht anders, wir sind sämmtlich auf das Speculative Terrain hingewiesen; – unser Vortheil ist es aber gewiß nicht. – Nur noch ein paar Worte von mir; – ich bleibe ein paar Monate hier, u. werde einer Uebereinkunft mit Cerf gemäß, sobald Gläser seinen Urlaub antritt, auf eine kurze Zeit dessen Stelle an der Königstädter Oper übernehmen; während meiner Funktion, will ich meine Oper daselbst aufführen, u. halten Sie dieß einer Annonce werth, so thun Sie es gelegentlich mit einer kleinen Not[iz(?)] in Ihrem Blatt, wenn ich bitten darf. – Wenn es Ihnen recht ist, erhalten Sie bald wieder es von mir. Ich bin zunächst eine Zeitlang ganz ohne Beschäftigung, – könnten Sie mir eine passende nachweisen, wobei ich zu gleicher Zeit etwas Geld verdienen könnte, würden Sie mich und meinen Geldbeutel sehr verbinden. Nehmen Sie’s übrigens ja nicht übel, daß ich ohne Adieu von Ihnen aus Leipzig ging, ich war in einer trivialen Lage, u. wollte Ihnen einen trivialen Abschied ersparen. Grüßen Sie Bank herzlichst, und nehmen Sie selbst den freundschaftlichsten Gruß für sich von
Ihrem
Richard Wagner.

Berlin, im Kronprinzen.

Wie erhalte ich nun die musikalische Zeitung? Mir fehlen wenigstens noch die letzten Nummern.

  Absender: Wagner, Richard (1657)
  Absendeort: Berlin
  Empfänger: Schumann, Robert (1455)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 5
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Franz Brendel, Hermann Levi, Franz Liszt, Richard Pohl und Richard Wagner / Editionsleitung: Thomas Synofzik, Michael Heinemann / Herausgeber: Thomas Synofzik, Axel Schröter und Klaus Döge / Köln: Verlag Dohr / Erschienen: 2014
ISBN: 978-3-86846-016-2
48ff.

  Standort/Quelle:*) PL-Kj, Korespondencja Schumanna, Bd. 4 Nr. 359
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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