Dresden den 25sten Dec. 1848.
Geehrter Herr und Freund,
Die Abschrift der Oper hält länger auf, als ich dachte; – sie wimmelte von Fehlern, sodaß ich sie einem Musiker zur Durchsicht geben mußte. So folgen denn einstweilen hier zwei Acte und das Textbuch; die zwei anderen mit Ouverture sende ich sobald wie möglich nach. Einstweilen sehen Sie Sich diese Acte an. Die Hauptparthien sind Genoveva, hoher Sopran, Margarethe, Mezzosopran, Golo, hoher Tenor, Siegfried, Bariton. Neue Decorationen erfordert die Oper nicht, und nur in der Zauberspiegelscene müßte einiges gemalt werden. Die Dauer der ganzen Oper, Zwischenactpausen mitgerechnet, wird höchstens drei Stunden sein. Besondere Schwierigkeiten in musikalischem Betracht bietet die Oper auch nicht, ebensowenig wie Stimmenvolubilität; dagegen wünsche ich ihr empfindende Sänger, die die Wirkung aber in etwas anderem suchen, als in der Coloratur, vor allem dramatische, die auch lebendig darzustellen vermögen. Ueber Einzelheiten schreibe ich Ihnen bei Absendung der anderen Acte; namentlich denke ich auch den Schluß der ganzen Oper zu ändern; der Bischof Hidulfus darf da zum Schluß nicht noch einmal singen. Die Aufführung in Leipzig wird im Februar sein, und ich hoffe die da gemachten Erfahrungen für Frankfurt bestens zu nützen.
Wie ist es mit der Peri geworden? Haben Sie die Stimmen erhalten und führen Sie sie noch auf? – Sobald Sie die Stimmen nicht mehr brauchen, senden Sie mir sie hieher zurück! Nun noch die Hauptsache. Später als in der 1sten Hälfte des März dürfte die Genoveva nicht gegeben werden. Glauben Sie, sie bis dahin herstellen zu können? Wo nicht, so lassen wir es bis zu Wiederanfang 1849. Doch denke ich, ist bis zu einer Aufführung im März – 4 Wochen für Ausschreiben, 4 Wochen für das Einstudiren gerechnet – vollkommen Zeit. Schreiben Sie mir recht bald ein paar Zeilen, was Sie namentlich wegen des Zeitpunctes der Aufführung beschlossen haben, zu der ich, wie ich Ihnen schon schrieb, in jedem Falle nach F. komme.
Mit bestem Gruß
R. Schumann.
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