Ober Salzberg bei Berchtesgaden
d. 14 August 1886.
Liebe Freundin,
ein Dankeswort für Ihre lieben Zeilen, die nur, zu meiner wahren Betrübniß, so wenig Gutes enthielten. Es ist aber auch ein so schlechter Sommer, wie wir kaum Einige verlebt, das hat gewiß auch Ihre Genesung so verhindert! – Ihrem lieben verehrten Gemahl wird aber die gute Luft in Ponteresina [sic] gewiß sehr wohl thun und das – völlige Ausruhen. Wenn er es nur wirklich thut? – Die mir von Ihnen empfohlene Dame Fr. v. Scheck kam zu meinem Bedauern in dem Moment, als wir in Hut u. Mantel im Begriff standen zur Eisenbahn zu gehen, (es war die Stunde unserer Abreise) – u. so konnte ich ihren Besuch nicht annehmen. Es wäre mir lieb, erklärten Sie ihr dies gelegentlich; ich ließ es ihr zwar herunter sagen, jedoch weiß man nie, wie Mündliches ausgerichtet wird, u der Moment war nicht zum Schreiben geeignet.
Es ist mir doch immer so lieb zu denken, daß ich Sie neulich, ein Stündchen freilich nur, gesehen, und, ich bitte Sie, liebe alte Freundin, lassen Sie mich bald wieder von sich hören – Adresse am sichersten Frankf. a/M 32 Myliusstr. Franzensbad hat mir offenbar gut gethan, jedoch auf gänzliches Wohlbefinden muß ich in meinem Alter wohl verzichten – leicht ist das nicht – Ihnen brauche ich dies aber nicht zu sagen, Sie Arme wissen es ja aus Erfahrung.
Leben Sie wohl! und glauben Sie immer an die wärmste, treuste Anhänglichkeit
Ihrer
Clara Schumann.
Alle die mit Ihnen sind bitte ich zu grüßen u. dem geliebten Manne meine besten Wünsche zu übermitteln. Die Töchter grüßen angelegentlichst.
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