Düsseldorf, den 27sten Sept. 1851.
Geehrter Herr,
Die Stelle in Cöln ist mir noch nicht angetragen worden, und würde Sie es, so wäre ich zweifelhaft, sie gegen die hiesige einzutauschen, da die letztere meinen Wünschen und Neigungen in jedem Falle mehr entspricht. Damit will ich nun nicht sagen, daß ich für immer in Düsseldorf bleiben möchte, der, wie jeder mittleren Stadt, Vieles abgeht, und sollte mich, früher oder später, das Geschick anders wohin führen, so werde ich gewiß Ihrer an mich gerichteten Zeilen gedenken, Ihnen auch die vollste Wahrheit über die hiesigen Verhältnisse sagen. Von Ihrer regen Thätigkeit habe ich oft gehört, auch daß Sie die Peri vorgenommen, was mich sehr erfreut hat. Vergeßen Sie nur über die Hingabe an fremde Werke nicht, auch an eigene zu denken. Mit Freuden erinnere ich mich Ihrer früheren frischen und anmuthigen Lieder. Es erscheint jetzt ein kürzeres Chorstück von mir, das Requiem für Mignon aus Göthe’s Wilh. Meister, von dem ich wünschte, daß Sie sich es einmal ansähen. Sobald ich mehrere Exemplare der Partitur erhalte, werde ich es Ihnen mittheilen.
Ich grüße Sie vielmals und hoffe bald wieder einmal von Ihnen zu hören.
Ihr
ergebener
Robert Schumann.
[BV-A, Nr. 1896:] Daß ich zweifelte, ob ich die Stelle in C. annehmen würde. Verließe ich aber D., so wolle ich mich seiner erinnern, ihm vorher auch die Wahrheit sagen. Daß ich ihm gel. die Partitur des Mignonrequiems schicken würde.
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