Lichtenthal 14. d. 21ten Sept. 77
Liebe Frau Volkland,
so sehr leid es uns thut, daß Sie nicht kommen, so muß ich Ihnen doch recht geben, daß für einen Tag es die Reise nicht lohnen würde; – dann tröstet mich darüber, daß das Wetter doch ganz unglaublich schlecht ist. – Wir können fast nie hinaus u. frieren uns halbtodt. So müssen wir denn hoffen, daß es ein anderes Jahr besser werde, wir vielleicht im nächsten die Freude haben Sie im Herbst bei uns zu sehen. –
Eine Anfrage, um deren möglichst schnelle Beant-|2|wortung ich Sie bitte, führt mich heute noch zu Ihnen. Ich habe nämlich hier den Flügel von Steinweg, den ich in Basel spielen wollte und weiß nun nicht recht wohin damit. – Hier in den ungeheizten Räumen möchte ich ihn nicht stehen lassen. – Wüßten Sie vielleicht Jemand in Basel etwa eine Clavierhandlung, wo er sicher u. in temperirten Raume stehen könnte? u. nicht darauf gespielt wird? – Bitte sagen Sie mir darüber umgehend ein Wort. – Wir denken ernstlich daran nächste Woche sofort nach der Consultation bei Kußmaul nach Berlin zurückzufahren, da wir hier nichts mehr haben. –
|3| D. 22
Der Brief blieb liegen, weil ich unterbrochen wurde – indeß habe ich mir überlegt, daß ich doch das Instrument nach Carlsruhe an Trau schicken will der es dann später nach Basel schickt und zuvor stempeln läßt, woran ich gestern gar nicht gedacht! –
Ich bitte Sie nun aber doch gelegentlich zu schreiben, wohin ich ihn später adressieren lassen kann? ist nicht ein Händler in Basel, |4| der aus und einpacken ect. (auch nach Zürich hin) besorgt?
Schließlich, liebste Frau Volkland, lassen Sie sich noch herzlichst Beide grüßen. Wie sehr wünschte ich Sie fühlten sich behaglicher in Basel! aber glauben Sie nur, es giebt überall in Stellungen der Art Unangenehmes! – Brahms werde ich schon all das Schlimme, daß ich von Ihnen weiß berichten!!!
Von ganzem Herzen
Ihre
Clara Schumann.
bis 27t hier, dann v. 1 Octbr an: 11 i. d. Zelten Berlin
[Umschlag]
Frau
Henriette Volkland.
Per Adr. Hrn. Musikdirector
A. Volkland
Basel
Schweiz.
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