Baden-Baden d. 26 Septbr 1873.
Lichtenthal 14
Liebes Fräulein,
ich hätte Ihnen schon früher gedankt, aber ich habe so entsetzlich viel zu thuen, daß ich es mit dem besten Willen nicht konnte. Wie freundlich von Ihnen daß Sie wieder meiner am 13ten Spbr gedacht! ich drücke Ihnen aufs wärmste die Hand dafür. Wie leid ist es mir daß Sie nicht mehr|2|in Berlin sind – wir wollen im Octbr dorthin ziehen – Sie wissen es wohl daß wir in das Logie von Berg’s ziehen. Ich freue mich nur daß Sie doch zuweilen dahin kommen werden auszuruhen. – Könnten Sie mir nicht einen Rath geben, wie ich zu Meublen (nicht zu theuer) in Berlin käme? ich möchte von hier Keine mitnehmen, |3| es kostet so viel, das Hin und Her ist auch schrecklich mühsam, und fast kann ich mir für die Transportkosten Neue Meubles schaffen. Hatten Sie Ihre Meubles in einer Auktion erstanden? wenn Sie sich in Berlin nicht wieder niederlassen, wollen Sie nicht Einiges wieder verkaufen? vielleicht könnte ich Ihnen Etwas abnehmen? Mir fiel das neulich beim Lesen Ihres Briefes so ein – entschuldigen Sie, daß ich so geradeheraus frage. |4| Mit wie lebhafter Theilnahme habe ich von Ihren künstlerischen Erfolgen gelesen. Sehr leid thut es mir aber doch, daß Sie nicht in Wien engagirt sind! nächstens wird dort Genovefa gegeben – da ist eine Parthie, wie gemacht für Sie – hätte ich Sie darin sehen und hören können.Meine Adresse ist hier in Baden. Sollten Sie doch Lust haben, Etwas von Ihren Sachen zu verkaufen, so schreiben Sie mir – dann aber bald –. Meine Kinder grüßen herzlich, vor allem ich Sie in treuer Gesinnung als
Ihre ergeb
Clara Schumann.
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