23.01.2024

Briefe



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ID: 7776
Geschrieben am: Donnerstag 05.02.1880
 

Frankfurt d. 5. Febr. 80.
Lieber Herr Volkland!
Es bleibt also bei dem Mozart’schen Concert, dabei möchte ich aber erwähnen, wäre es nicht gut, wenn Sie mit den Blasinstrumenten in einer Vorprobe schon etwas an dem letzten Satz studirten, wo einige Stellen recht gefährlich sind.
|2| Die Solonummer habe ich mir noch nicht überlegt, ich weiss wahrlich nicht woran ich eher denken soll! Das Programm für das Quartett betreffend hatte ich eigentlich gedacht ich wollte einmal eine Beethoven’sche Sonate (etwa op. 101) statt des Ensembles spielen, u dann die Davidsbündler am Schluss, möchten Sie aber lieber das Quintett von Brahms so bin ich auch dazu bereit, dann aber müsste ich sehr bitten dass |3| die Quartettunterhaltung erst am 26 (Donnerstag) wäre ┌dies wäre mir jedenfalls lieber┐ denn nach dem Sonntagsconcert kann ich am Dienstag die Quintettprobe nicht halten, das strengt mich zu sehr an, also erst Mittwoch, u dann Donnerstag Abend.
Meinen Sie nicht etwa dass das Gmoll oder Adur Quartett leichter verständlich für das Publikum wären? <>
Dies wäre denn der musikalische Theil meines Briefes, über |4| die andern Dinge will ich mich mit der Hausfrau8 bereden und dazu ein anderes Bögelchen nehmen
Herzlichste Grüße bis auf Weiteres
Ihre
altergebene
Clara Schumann.
Eilig.
Vergessen Sie ja nicht die Firma von Grotrian, Helfferich etc auf dem Programm.
|5| 5. Febr 80
Liebste Frau Volkland!
Also Soupers u Diners drohen uns? Was soll man da machen? Die Leute sind alle so nett u ich schlage so ungern ab! wäre es denn nicht möglich zu machen, dass man zu jedem dieser Leuten en Familie ginge, u einfach dinirte oder soupirte. Ich |6| bin in letzter Zeit mehrmals nach Abendgesellschaften recht elend gewesen, weil ich das viele durcheinander essen nicht vertragen kann, und muss, wenn ich concertire, natürlich doppelt vorsichtig sein. Wäre dies durchzusetzen so schlüge ich vor, Mittags zu den Leuten zu gehen u die Abende aber ruhig |7| zu Hause zu bleiben mit Ihnen u Ihrem lieben Manne, was mir immer das Liebste ist. Wäre das Quartett erst am Donnerstag so könnten wir Montag u Mittwoch Mittagessen, u Dienstag Abends irgendwo annehmen. Ist das Quartett aber Mittwoch so bleibe ich vielleicht noch Donnerstag u könnte dann Donnerstag Abend etwas |8| annehmen, aber nur, wenn ich um zehn Uhr nach Hause kann. Also noch einmal, können Sie bewirken, dass die Basler von ihrer Gewohnheit des vielen Essens mir zu Gefallen etwas nachlas¬sen, so nehmen Sie an u verabreden mit den Leuten alles wie <Sie> sie es am liebsten haben.
Nun noch eines, ich bitte Sie dringend dass Sie das Zimmer worin meine Tochter schläft, nicht |9| wieder ausräumen, <>ausser des Nachts u Früh zum anziehen braucht sie das Zimmer gar nicht, sondern ist entweder bei mir, oder in Ihrem Zimmer. Ich hoffe Sie erfüllen meinen Wunsch u grüsse Sie in herzlichster Freude baldigen Wiedersehens
Ihre
Clara Schumann.
Eilig
|10| An die liebe
Frau Volkland.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Volkland, Alfred und Henriette (3062)
  Empfangsort: Basel
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
310ff.

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Autogr. K. Schumann, Nr. 69 und Autogr. C. Schumann, Nr. 70
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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