23.01.2024

Briefe



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ID: 7832
Geschrieben am: Montag 21.04.1884
 

Frankf. a/M d. 21 April 1884
Liebste Frau Volkland
lange hörten wir nicht voneinander, und nun komme ich wieder zu Ihrem lieben Manne als Bittende! Wie Sie sehen mit Correcturen, die ich hier bei der Rückkehr von England vorfand. Darf ich ihn wieder bitten? Sie können sich denken wie überhäuft ich wieder bin, und ihm doppelt dankbar.
Ihren lieben Brief vom 15 Febr. <ich> hätte damals |2| so gern gleich beantwortet, aber da waren wir im ärgsten Vorbereitungs-Troubel. Sie haben mir darin so manches Erfreuliche mitgetheilt; ganz besonders lieb war mir zu hören, daß sich für Ihren Mann die Verhältnisse in Basel etwas angenehmer gestaltet haben, ich hoffe, das wird ihn etwas zufriedener stimmen! –
Ich sehne mich wieder von Ihnen zu hören, und hoffe, es geht Ihnen wieder gut, liebe Frau Volkland? –
Von mir kann ich Ihnen auch Gutes sagen, ich |3| war enthusiastischer denn je in London aufgenommen, und das hat mich innig erfreut, und sehr erfrischt. Ich habe sehr glücklich immer gespielt, und das hat das Publikum auch empfunden. Man hat in London viel Verständniß für gutes Clavierspiel – das Pauken, Säuseln ect. imponirt wohl auch dort dem Plebs, aber der größere Theil des Publikums liebt doch mehr ein solides Spiel.
Leider kamen nach all der schönen Zeit hier wieder Sorgen an mich heran. |4| Mein Ferdinand ist noch immer sehr leidend, seine Frau schwer krank an einer Bauchfellentzündung, und wollen wir jetzt f. ein paar Monate 2 Kinder zu uns nehmen, um ihnen [sic] wenigstens <> in der Sorge um Diese etwas zu erleichtern. Es ist aber unter unseren Ver-hältnissen kein kleiner Entschluß, denn wir haben zu viele Pflichten nach Außen hin, und können uns nicht so viel um die Kinder kümmern, wie Andere Großmütter u. Tanten.
Fillu ist wieder auf lange fort – Diese hatte viel zu thuen diesen Winter, was mich recht freut.
Nun leben Sie wohl, liebe Beiden. Erzählen Sie mir bald von sich, und seyen Sie herzlichst gegrüßt von
Ihrer
alten
Clara Schumann.
Die Kinder grüßen sehr. Was haben Sie vor?
Die arme Lisl war doch so krank! Gott sei Dank geht es besser jetzt. Die Noten folgen extra.
[Umschlag]
Schweiz.
Frau Musikdirectorin
Henriette Volkland.
in
Basel.
Domhof.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Volkland, Henriette (1640)
  Empfangsort: Basel
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
442ff.

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Autogr. K. Schumann, Nr. 126
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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