23.01.2024

Briefe



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ID: 7857
Geschrieben am: Donnerstag 12.02.1885
 

Frankfurt d. 12. Febr. 85.
Lieber Volkland!
Abermals sage ich Ihnen herzlichsten Dank für alles was Sie mir wieder so sorgsam durchgesehen. Ich habe Ihnen nicht früher gedankt weil ich über die Papillions [sic] Erkundigungen einziehen wollte und am sichersten durch Brahms etwas zu erfahren hoffte. Von diesem erfuhr ich nun das [sic] die neueren Editionen der P. auf einer Tradition |2| durch Wenzel beruhen und befinde ich mich in grosser Verlegenheit ob ich darauf hin eine musikalische Aenderung vornehme? Ich glaube nicht, könnte aber vielleicht am Schluss die Bemerkung, in Bezug auf die Intension [sic] des Componisten, machen. Musikalisch sind doch nur zwei kleine Aenderungen. Immer u immer wieder muss ich Ihren Blick bewundern, mit dem Sie das Kleinste |3| entdecken! aber das wunderbare E. in dem vorletzten Stück der Davidsbündler lasse ich mir nicht nehmen, da sehe ich noch das glückliche Lächeln meines Mannes, als er es mir das erste Mal vorspielte.
So bald ich weiter arbeiten kann in der instructiven Ausgabe, bin ich so frei Ihnen wieder etwas zu schicken.
Joachim hat uns hier schöne Genüsse bereitet, das war Labsal für meine |4| dürstende Seele!
Ich muss am Schlusse Dieses noch einer Aeusserung erwähnen, die Ihre Frau an Fillu gethan indem sie auf der letztern Aufforderung mich ein Paar Tage zu besuchen, bemerkte das [sic] man ja nie wisse wenn man mir recht komme. Allerdings muss man sich doch wenn man nur ein Fremdenzimmer hat, über den Zeitpunkt besprechen, ich wüsste mich aber nicht zu erinnern dass mir Ihr Beider Besuch nicht immer eine Freude gewesen wäre. |5| Oder waren wir etwa einmal nicht freundlich? das kann ich mir nicht denken, es könnte nur sein dass wir durch Sorgen irgend welcher Art präocupiert gewesen wären. Ich hoffe Sie beweisen uns bald einmal dass <Sie> Ihre Ae[u]sserung nicht Ernst war – Vielleicht zu Ostern?
Mit vielem Interesse habe Ihre schönen Basler Programme |6| gelesen; wäre ich doch 20. Jahre jünger u könnte immer zu musikalischen Festen herumreisen. Neulich hatten wir Brahms Ddur Symphonie sehr schön hier, ihn selbst auch, aber nur kurz u leider nicht am Dirigirpulte.
Mein Arm bessert sich und ich habe begonnen mit |7| Massage.
Sein Sie mit Ihrer lieben Frau von uns Allen herzlichst gegrüsst u glauben Sie mich stets Ihre dankend ergebene
Clara Schumann.
Antonie Kufferath ist augenblicklich bei uns, singt morgen im Quartett. Fillu |8| hat flott gesungen, überall sehr gefallen, was uns sehr freut. Schade daß Sie sie neulich nicht hörten, da sie krank war – sie hat große Fortschritte gemacht. Antonie hat uns auch einige Male sehr erfreut.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Frankfurt am Main
  Empfänger: Volkland, Alfred (1639)
  Empfangsort: Basel
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
471-474

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Autogr. K. Schumann, Nr. 140
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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