Dresden d 14/7 1838.
Ew. Wohlgeboren
erlauben mir eine Bitte: ich bin hier auf dem Lande und zwar in einem der kunstsinnigsten Häuser; Die Dame vom Haus beschützt außerordentlich alle Künste und findet nun Ihre [sic] ganze Glückseeligkeit in einem Album, wo sie alle großen Meister stehen hat. Nun bat sie mich neulich, ob ich Ihr keine Handschrifft von dem Herrn von Diabelli verschaffen könnte sowie eine von Franz Schubert; dieß ist <> meine Bitte, die ich Ihnen, lieber Herr von Doppler stelle. Bitten Sie Herrn von Diabelli in meinem Namen darum – ganz uneigennützig bin ich jedoch auch nicht, mir darf er seine Handschrifft nun mal gar nicht abschlagen „nicht wahr, lieber Herr von Diabelli, Sie erfüllen meine Bitte“? – Lieb wär mir, ich hätte sie sobald als möglich, da ich nicht lange mehr hier bleibe. Wollen Sie wohl die Güte haben es mir unter der Adresse zu schicken „Clara Wieck, in Dresden, abzugeben auf der Johannisgasse in der Tapetenfabrik, bei dem Herrn Major von Serre, anjetzo in Maxen“. Mit Ungeduld harr ich, Sie |2| werden meine Bitte erfüllen.
Das Souvenir hat mir gestern mein Vater gesandt, und ich sage Ihnen meinen Dank. Es ist sehr schön gestochen, und bis jetzt hab ich auch keinen Fehler gefunden. Der Stephansthurm darauf überraschte mich sehr, es war doch einmal wieder etwas vom lieben Wien. Die Lieder von Liszt, mit Denen Sie mich so sehr überrascht hatten, spiel ich leidenschaftlich gern, besonders das Gretchen, Erlkönig, und, sei mir gegrüßt. Kommt Liszt im Sommer nach Wien? ist Thalberg noch daselbst? kommt er noch, wie er versprochen, nach Leipzig? auch Liszt? – Was macht Frau von Cibbini? Lickl, Vesque von Püttlingen, Fischhof? dieß sind zu viel Fragen, als daß man sie dürfte unbeantwortet lassen, ich ziele – auf baldige Antwort. Grüßen Sie alle diese lieben Freunde tausendmal, sowie Herrn von Diabelli, dem ich schon im Voraus meinen schönsten Dank sage. Die Blätter können eine Größe haben welche sie wollen.
Sicher haben Sie in Wien auch solche Hitze – haben Sie doch schon italienischen Himmel! Verzeihen Sie diese eilige Schrifft und erfreuen Sie bald mit Antwort
Ihre
ergebene
Clara Wieck.
An Graff viel Schönes, und ob sich sein Herz gerührt habe? sicher habe er doch mein Briefchen erhalten?
|3| NB. Ich mache Ihnen soviel Porto, schicken Sie mir nächstens eine Rechnung! Wie soll ich’s anders machen? mit Gelegenheit geht mir der Brief zu langsam. –
|4| Sr Wohlgeboren
Herrn von Doppler
in
Wien.
Abzugeben in der Musika-
lienhandlung des Herrn
von Diabelli am Graben
franco.
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