Dresden d. 27 Jan. 1849
Lieber Herr Avé,
Sie sind mir gewiß bös, daß ich Ihnen nicht eher geantwortet, doch ich erhielt Ihren Brief in Leipzig, wo ich nicht zu mir selbst kam, geschweige denn ein Stündchen zum Schreiben finden konnte. Fürerst nun freundlichsten Dank für Ihren lieben Brief – ich habe mich gefreut daraus zu ersehen, daß es Ihnen und Ihrer Familie wohl ergeht, und kann nur bedauern, daß ich nicht selbst mich davon überzeugen kann, da ich leider Ihrem Wunsche nicht Folge leisten kann. Wir reisen nämlich Mitte Februar wieder nach Leipzig, wo Robert die letzten Proben, sowie Ende Februar die Aufführung seiner Oper „Genovefa“ leiten will, natürlich also in dieser Zeit nichts Anderes unternehmen kann; auch ich habe in dieser Zeit wieder zu spielen versprochen, |2| und, Sie wissen wohl, meinen Mann allein zu lassen entschließe ich mich nicht so leicht! – Mit diesem unserem Plane möchte nun wohl die Zeit bis Mitte März leicht verstreichen, und sehen Sie somit wohl Selbst die Unmöglichkeit daß wir Ihren Wunsch erfüllen, was mir recht sehr leid thut, denn gar gern hätte ich meine Hamburger Freunde einmal wieder gesehen, auch gern einmal wieder schöne frische Austern gegessen! nun, vielleicht gestaltet es sich ein andermal günstiger! –
Fräulein Parish bitte ich recht freundlich von mir zu grüßen, und ihr zu sagen, daß ich ihr nächstens schreibe. Auch Nannette grüßen Sie, sowie Madam Petersen und Otten’s, vor Allem aber recht viel Schönes Ihnen und Ihrer lieben |3| Frau von Ihrer
freundschaftlich ergebenen
Clara Schumann.
NB: Mein Mann trägt mir eben auch freundliche Grüße an Sie auf! –
und grüßt und dankt auch selbst für die freundliche Theilnahme, die Sie an seinen Bestrebungen nehmen. Sehen wir uns diesen Winter nicht, was auch mir sehr leid thut, so doch hoffentlich im künftigen.
Auch von mir viele Grüße an Mad. Petersen, Hrn. Grund und Otten, wie an Ihre Frau Gemahlin von Ihrem
ergeben
R. Schumann.
|4| Sr Wohlgeboren
Herrn Avé-Lallemant.
in
Hamburg.
Stadtdeich Nro 3.
Franco.
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