Lieber Herr Avé,
ich hätte Ihnen schon früher geantwortet, doch warteten wir auf bestimmte Nachricht von Weimar wegen der dortigen Aufführung, die nun leider gerade in der Woche fällt, wo ich in Hamburg spielen sollte, und so wird dieß nun unmöglich! Robert kann nur 14 Tage abkommen von hier, 8 Tage braucht er für Weimar, denn er muß doch einigen Proben beiwohnen, ferner muß er auf einige Tage nach Leipzig Geschäffte halber, und auf die Reise selbst müssen wir auch 4 Tage rechnen, so sind dann die 14 Tage um, und länger können wir durchaus nicht hier fort. Sie werden uns gewiß glauben wie leid uns dieß Zusammentreffen thut; doch, ich hoffe, wir sehen Sie dennoch recht bald einmal! Sie besuchen uns im Sommer einmal hier mit Ihrer lieben Frau – nicht wahr? –
|2| Die Rose ist am Donnerstag glücklich vom Stapel gelaufen – die Aufführung war eine theilweise sehr gelungene, und der Enthusiasmus des Publikums ein hier selten vorgekommener. Ein wahrer Beifallssturm und ein dreimaliger Tusch vom Orchester wurde dem Robert zu Theil. Ich hätte Sie gar sehr hier gewünscht, überhaupt möchte ich so gern, Sie hörten einmal ein Orchesterwerk Roberts recht schön einstudiert! wie leid thut es mir, daß sie [sic] nun seine dritte Symphonie nicht hören! ach, überhaupt, daß wir nicht nach Hamburg können, wohin ich mich so sehr gefreut hatte! –
Lieber Freund, Sie zürnen uns doch nicht? beweisen Sie uns dies durch ein recht baldiges freundliches Wort; Sie wollten dem Robert ja auch Ihr neues Werk schicken? wie ist’s damit?
Wollen Sie Frl. Parish meine herzlichen Grüßen [sic] sagen? auch Falk’s, |3| wenn Sie sie sehen. Vor Allen aber Ihrer lieben Frau das Freundlichste von mir, dem kleinen Pathchen ein Küßchen im Namen Roberts, und gönnen Sie, lieber Herr Avé, auch ferner Ihre warme Freundschafft und Theilnahme meinem Robert wie mir
Ihrer
treu ergebenen
Clara Schumann.
Düsseldorf d. 8 Febr. 1852
NB: Robert trägt mir eben noch ganz besondere freundliche Grüße an Sie auf. Auch ihm thut es so gar leid, daß er Sie nun nicht sehen kann! wir haben die vergangenen Tage nur immer nachgedacht, wie es mit Hamburg zu machen wäre, doch es geht nicht – entweder das Eine oder das Andere! –
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