Berlin d. 8 Jan. 1860.
Lieber Joachim,
wie ist es, haben Sie die Capricen gefunden? wäre es der Fall, bitte, so gehen Sie sie gleich mit Joh. durch. Schubert will sie nämlich (vorausgesetzt, sie sind gut) gern gleich haben, weil Ihm sonst ein Weimeraner damit zuvor kömmt. Ob Sie sie nur haben? ich bin recht in Unruhe darum, weil ich sie nicht finde hier. Beifolgend sende ich Ihnen den Brief der Frau Luthmer um Sie zu überzeugen, daß ich unschuldig, daß man Sie aufgefordert mit mir hinzukommen. Die Sache hat mich sehr verdrossen, in welchem Licht mußte ich Ihnen erscheinen, wenn Sie auch nur einen Augenblick dachten, ich stecke dahinter. Ich sollte gegen solchen Freund nicht offen um eine Gefälligkeit bitten? Ich habe die Sache für jetzt (habe aber nichts merken lassen, daß mich die Sache verdrossen, sondern ganz freundlich geschrieben) aufgeschoben, weil mir zu wenig Zeit bliebe. Jedenfalls haben sie es in Osnabrück schon bekannt gemacht, daß Sie mitkämen, nun allein zu kommen ist für mich zu peinlich, und das Opfer, daß Sie mit mir dahingehen aus Gefälligkeit, das nehme ich jetzt, wo Sie Sich jeden Tag erbitten müssen, nicht an. Gäben wir aber zusammen Concert, so lohnte es sich wahrhaftig nicht die <unge> unangenehme Reise. – Sie können den Brief vernichten, ich brauche ihn nicht mehr. Lassen Sie bald von Sich hören – wenn Joh. fort ist, finden Sie schon ein Musen-Viertel-Stündchen.
Herzlichst Ihre Cl. Sch.
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