Leipzig, den 26sten August 1838.
Den innigsten Dank für alle Auskunft, die mir Eurer Hochwohlgeboren so schnell und bestimmt gegeben. Mein Plan reift mehr und mehr. Aber wo so viele Fäden abgerißen, so viele neue angesponnen werden müßen, bedarf es der Zeit und einer vorsichtigen Hand.
Ich hoffe in diesen Tagen besondere Empfehlungen an den Hrn. Fürst Metternich und den Hrn. Graf Sedlnytzky zu erhalten, auch sonstige vom hiesigen Magistrat, und mache mich dann Ende September gleich selbst auf den Weg, um bis Schluß dieses Jahres im Reinen zu sein.
Meine Zeit ist mir karg zugemeßen; es wäre mir höchst traurig, wenn die Zeitung Anfang Januar nicht in Wien erscheinen könnte, und ich wieder nach Leipzig zurück müßte. Von einem unberechenbaren Einfluß u. Nutzen für mich würde es wohl sein, wenn Sie, hochgeehrtester Herr, sollten Sie dem Hrn. Grafen Sedlnytzky näher stehen, ihm etwa gelegentlich über mich, mein Vorhaben und Gesuch ein empfehlendes Wort sagen wollten, daß ich ihm nicht |2| ganz Fremdling erscheine, daß er mich nicht in die gewöhnliche Journalistenclasse wirft. Vielleicht ist Ihnen das möglich.
Und nun auch dem Künstler meinen Dank für die beiden Lieder. Die Beilage vom November bringt Ihre Geisterinsel, im Verein mit Compositionen von Leopold Schefer (dem Dichter), Joseph Elsner (Capellmeister in Warschau), und Josephine Lang aus Augsburg, einem sehr schwärmerischen Wesen. Das gäbe dann ein interessantes Kleeblatt. In den Zeitungen lese ich, daß auch Ihre Oper Turandot bald zur Aufführung kömmt. Träfe es sich doch gerade während meiner Anwesenheit.
Vielleicht kömmt auch Sterndale Bennett mit mir nach Wien; ich werde mir erlauben, Ihnen ihn vorzustellen; das ist ein englischer Tonkünstler, ein Engel von einem Musiker.
Zum Schluß heute ersuche ich Sie, Hochverehrtester, nochmals um Geheimhaltung meiner Uebersiedelung. Sie wißen, man kann nicht leise genug auftreten, wo es ein Ziel gilt, das zufällig vielleicht auch Andere im Auge haben. Hr. Professor Fischhof allein weiß um meinen Plan.
Frl. Clara läßt sich Ihnen angelegentlich empfehlen. Und möchten Sie mir Ihre wohlwollende Gesinnung bewahren
Ihrem
ergebensten
Robert Schumann
|4| Sr. Hochwohlgeboren
Herrn Geheim. Staatskanzlei Rath
Joseph Vesque von Püttlingen
in
Wien.
fr.
|