Verehrtester Freund,
es ist mir unmöglich Dienstag zu kommen; ich schrieb allerdings früher an Frl Sabinin, daß ich schon Dienstag spielen möchte, wußte damals aber nicht, daß ich erst um 1 Uhr in Weimar sein kann, ferner daß die Frau Großherzogin noch eine Stunde entfernt wohnt. Ich bitte Sie nun recht freundlich es möglich zu machen, daß ich Mittwoch bei der Frau Großherzogin spiele; ich habe nämlich Montag mein eigenes Concert hier, es ist sehr anstrengend denn ich spiele viel, und fühle doch von den vielen Anstrengungen, die ich hier habe, meine Nerven so angegriffen, daß ich fürchte, wenn ich mich Dienstag nicht ausruhen kann, ich am Ende krank werde, und das wäre doch recht ein Unglück für mich. Ich hoffe, lieber Freund, Sie halten das nicht für Laune von mir, Sie kennen mich auch nicht so, nicht wahr?
Ich komme also jedenfalls Mittwoch; bitte, machen Sie, daß ich dann am Mittwoch Abend in Ettersberg spiele. Stellen Sie es der hohen Frau vor, daß es nur meine Gesundheit ist die mir so zu handeln gebietet.
Zu dem Concert von Robert bin ich gern bereit – über die Solostücke sprechen wir wohl später mündlich?
Wollten Sie wohl gütigst der Frl. Sabinin mein Kommen am Mittwoch mittheilen?
Erhalte ich keine Nachricht mehr, so nehme ich an, daß Sie mich erwarten, und bitte Sie lieber, verehrter Freund, um Nachsicht, wenn ich Ihnen wieder neue Mühen verursache.
Mit herzlichen Grüßen und wahrer Verehrung
Ihre
Clara Schumann.
Leipzig Sonnabend Morgen.
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