Leipzig d. 15 Febr. 1850
Lieber Herr Avé,
meine heutigen Zeilen bezwecken Sie zu fragen, ob Sie uns in Hamburg noch haben wollen? wir sind nämlich vom 4ten März an disponibel, und könnte ich in dem letzten philharmonischen Concert, was, wie ich mich zu erinnern glaube, am 16ten oder 22ten März stattfinden sollte, spielen. Wünschten Sie von meinem Manne ein Orchesterstück, so könnte dies vielleicht die Ouvertüre zur Genovefa sein, die Sie dann freilich erst ausschreiben lassen müßten, und ich würde meines Mannes Concert spielen. Was das Pecuniare betrifft, so würde ich Sie bitten mir zu schreiben, wie weit die Kräffte der Gesellschaft gehen, wobei ich dann |2| natürlich darauf rechnete, daß Sie mir (vielleicht im Verein mit Frl. Parish) ein Concert (d. h. Soiree ohne Orchester) arrangirten. Wäre das philharmonische Concert erst am 16ten, so könnte ich vielleicht schon am 10 oder 12ten die Soiree geben? Jedoch will ich alle weiteren Details jetzt bis auf Weiteres lassen! Sie haben wohl die Güte mir recht bald zu schreiben, ob es sich überhaupt mit dem philharmonischen Concerte macht. Ist das Letztere der Fall, so schicken wir Ihnen gleich die Partitur der Ouvertüre zum Ausschreiben der Stimmen. Vielleicht sprächen Sie einmal mit Frl. Parish über die Sache, dann bitte ich Sie mich zugleich bei ihr zu entschuldigen, daß ich nicht selbst ihr |3| schreibe, ich bin aber hier in Leipzig in solch einem Concerttroubel, daß mir es wirklich unmöglich ist. Grüßen Sie sie recht herzlich von mir, sowie auch Ihre liebe Frau.
Mit schönstem Gruße meines Mannes wie des Meinigen
Ihre
ergebene
Cl. Schumann.
Adr: Leipzig, abzugeben bei dem Herrn Friedrich Brockhaus.
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