23.01.2024

Briefe



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ID: 8503
Geschrieben am: Montag 21.02.1853
 

Düsseldorf d. 21 Febr. 1853
Verehrtester Freund,
nicht gern trete ich heute vor Sie, denn ich fürchte Ihren zürnenden Blick, und doch wird es mir wahrhaftig schwer genug, Ihnen sagen zu müssen, daß wir nicht nach Hamburg kommen können, indem Roberts Befinden noch gar zu unzuverlässig ist! wenngleich viel besser als vor einigen Monaten, so kehren doch oft nervöse Zustände wieder, welche ihn am ungestörten geselligen Verkehr hindern; es ist ihm dann der Gedanke so traurig, wenn er kommen soll und sich nicht so kräfftig zeigen, wie er es wünscht! das Reisen regte ihn von jeher sehr auf, und machte, daß er sich nie so wohl befand, als zu Haus; um wie viel mehr würde dieß jetzt der Fall sein! und noch Eines: es soll im Mai (wenn die Sängerinnen uns nicht im Stiche lassen) das rheinische Musikfest hier gefeiert werden, wobei er das Hauptdirigir-Amt übernommen; |2| nun fürchtet er wenn er eine Reise jetzt unternähme, diese könne ihm so schlecht bekommen, daß er dann vielleicht hier nicht dirigieren könne, und das wäre allerdings sehr betrübend für uns Beide. Kurz, lieber Freund, haben Sie Geduld mit uns, und lassen Sie uns hoffen, daß Sie uns darum Ihr Herz nicht verschließen. Will’s Gott, so geschieht es endlich einmal nächsten Winter, daß wir kommen, und dann recht in voller Krafft. – Wir hatten von Leipzig aus auch mehrere Engagements-Anträge, Robert sollte mehrere seiner Werke dort aufführen, ich spielen und eine Soiree geben, und Alles das mußte ich auch abschreiben.
Von der Aufführung der Rose in Hamburg wissen Sie doch wohl auch? Barbieri schrieb vor einigen Tagen an Robert deshalb. Wie so gern kämen wir auch da – ach, warum kann man nicht Flügel haben!
|3| Von der Aufführung der Manfred-Ouvert. haben wir gelesen! Frl. Japha ließ uns einige hübsche richtige Worte darüber zukommen.
Nun, lieber Herr Avé, bitte ich Sie, schreiben Sie mir bald einmal eine Zeile, damit ich nur sehe, Sie sind nicht bös! es wird mir recht schwer Ihnen heute Adieu zu sagen, doch was hilft’s, heraus mußte es doch ein Mal! –
Herzlichste Grüße Ihnen und Ihrer lieben Frau von uns Beiden. Am 11 April denken Sie einmal an uns, die wir im Geiste bei Ihnen sein werden.
Ihre
treu ergebene
Clara Schumann.
Harriet meine schönsten Grüße. Wird Sie das Musikfest nicht vielleicht zu uns führen? und auch Harriet?

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Düsseldorf
  Empfänger: Avé-Lallemant, Theodor (121)
  Empfangsort: Hamburg
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 24
Robert und Clara Schumann im Briefwechsel mit Korrespondenten in Norddeutschland / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Michael Heinemann, Anselm Eber, Jelena Josic, Thomas Synofzik, Ute Scholz und Arend Christiaan Clement / Dohr / Erschienen: 2025
ISBN: 978-3-86846-034-6
172f.

  Standort/Quelle:*) D-Zsch, s: 6261-A2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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