Lieber David!
Kennst Du die Handschrift noch? Es sind noch immer die alten Schnörkel, aber auch noch der alte Schreiber, der sich Deiner und der vielen mit Dir so fröhlich verbrachten Stunden fast täglich erinnert. An Rietz schrieb ich wegen meiner Oper Genoveva. Besprecht Euch miteinander wegen einer möglichen Aufführung in Leipzig. Mit Vergnügen denke ich Deiner Hilfeleistung bei der Peri (wie wir mit Grenser herumstürmten, Blum ausfindig zu machen)– und hoffe, Du wirst Dich auch der Genoveva freundschaftlich annehmen. Ueber alles andere mündlich – hoffentlich. Denn ich hoffe Dich bald hier zu sehen. Und dies ist ein zweiter Grund dieser Zeilen. Erinnerst Du Dich, daß Du bei unserem letzten Zusammensein im Hôtel de Bavière versprachst, mit Deiner Frau im Sommer einmal herüber zu kommen. Nun höre: wir haben Sonntag über 8 Tage mit dem Chorgesangverein eine Lust- und Sangesfahrt nach Pillnitz vor. Da geht es immer recht lebhaft her; hübsche Damen sind dabei und sie singen alle passionirt. Wie wäre es, Du kämest dazu <,> und vielleicht könnten wir auch Deine liebe Frau dabei begrüßen. Von der Witterung hängt freilich vieles ab. Indeß könntest Du ja jedenfalls kommen – und die Partie wird auch nur im regnerischen Falle aufgehoben. Ueberlegs Dir denn! sieh zu, daß Du abkommen kannst! Und vergiß nicht, das Witzfach mitzubringen, ohne daß Du nur ein 9tel Davidsbündler bist, nämlich nur ein halber Mensch. Mir gelingen nicht einmal die schriftlichen zum besten, wie Du siehst! Jedenfalls schreib´ mir bald ein paar Worte und sag es möglichst bestimmt, ob Du kommst.
Viele Grüße von meiner Frau an die Deinige und Dich – wie von mir.
In alter Freundschaft
Dein
ergebener
R. Schumann.
d. 12ten August 1848.
[BV-A, Nr. 1322:] F. David Leipzig [Bemerkung:] Wie an Rietz; auch Einladg zur Pillnitzer Sängerfarth.
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