Frankfurth d. 27 Octbr. 1856.
Liebster Joachim,
Sie sind immer der Freund von wenig Worten, aber Thaten – so danke ich Ihnen denn herzlich für Ihr Anerbieten, daß [sic] mich mit wahrer Freude erfüllt; jedoch als Gesangnummer allein lasse ich Sie nicht gelten, obgleich Sie die schönste Gesang-Nummer sind, die nur überhaupt vorhanden, Sie müssen aber auch eine Sonate mit mir spielen, A dur von Mozart oder G dur oder C moll von Beethov. Ich habe eben Grimm das Programm geschickt, d. h. Einige Stücke zur Auswahl, so auch die beiden Sonaten, je nachdem er das Programm zusammenstellt. Aber am 4ten kann ich nicht, nur am 5ten oder 6ten, der 6te wäre aber mir nicht erwünscht, weil ich Joh. noch einen Tag sehen möchte, ehe ich nach Kopenhagen gehe, und dorthin muß ich den 8ten. Daß Sie mir aber schreiben, ich soll Ihnen meine Pläne mittheilen, begreife ich nicht, da Sie ja Joh. gesprochen, und Er Alles so genau weiß, wie ich. Ihr dachtet aber Meiner gewiß nicht!? In Kopenh. bleibe ich wohl bis gegen Weihnachten. Ueber Weiteres mündlich! kommt das Concert in Göttingen nicht zu Stande, so bleibe ich doch dort die Nacht vom 4ten zum 5ten, weil ich, von Darmstadt kommend, Hannover nicht mehr erreichen kann. Verzeihen Sie, lieber Joachim, meine schreckliche Schrifft, ich bin aber so erregt, meine Nerven so herunter, daß ich kaum die Feder halten kann. Ich vertrage die Trennung von Johannes schwerer denn je! ich weiß, Sie begreifen das, und wie viel schwerer jetzt noch Alles für mich ist, als sonst, als Er noch lebte. Adieu, mein lieber Freund. Ich drücke Ihnen mit ganzem warmen Herzen die Hand.
Ihre
Cl. Sch.
Wird Nichts aus dem Concert, so schreibe ich Ihnen genau, wenn ich nach Hannover komme.
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