Berlin d. 27 Dec. 1859.
Was machen Sie, lieber Joachim? ich hörte ja gar nichts von Ihnen? waren Sie in Detmold? ach, wären Sie doch gekommen! der Weihnachts-Abend war doch gar zu traurig! wo fehlt Er der Theuerste wohl mehr, als eben unter den Kindern! – Heute folgt eine kleine Sendung – Sie sollten das Beifolgende schon in Hannover unter Ihren Füßen am Schreibtisch haben, ich konnte es aber am letzten Morgen nicht mehr finden. Ich denke, wenn Sie das kleine Fell noch auf den Teppich legen, dann frieren Sie doch nicht mehr so arg. Was hat Sie in Hannover gehalten? Neues oder Neyes? Hier ist mir aber doch einiges Kuriose zu Ohren gekommen. Ich bin noch nirgends hingekommen, gehe aber heute zu Grimms. Das Honorar von Hannover ist mir heute mit 30 Louisd’or für 3 Hofconcerte ausgezahlt worden. Heute ist Julius Cäsar, Morgen Cosi fan tutte Sonntag Orpheus. Kaum glaube ich, daß ich irgendwohin gehe – allein macht’s mir keine Freude – die Kinder verstehen solch klassische Sachen noch nicht. Adieu, lieber Joachim! mein heutiger Styl zeigt Ihnen, wie wenig ich tauge für eine gemüthliche Unterhaltung. Wenn Sie nach Holland schreiben an Haakmann vergessen Sie nicht etwas von mir zu erwähnen. Ich habe dort Engagements angenommen.
Herzlichst
Ihre
Cl. Sch.
Ist der Flügel da? vielleicht lasse ich Ihn herkommen! ich möchte Johannes gern Gelegenheit geben seine Serenade würdig hier vorzuführen, und dachte vielleicht ein Concert mit Orchester zu geben, doch Sie wissen was das hier heißt, und zu guter letzt – doch nichts weiter jetzt – nächstens mehr.
|