Dresden d. 16 April 60
Was haben Sie, liebster Freund, mir für herrliche Aussicht eröffnet! Ach bitte, machen Sie es möglich – geben Sie mir noch eine recht ordentliche Herz-Stärkung mit nach England. Bis in 8 Tagen entscheidet sich’s, ob ich dahin gehe – zwei Engagements von Chappell habe ich angenommen, jedoch mache ich mein Dahingehen davon abhängig, ob meine Schwester eine angenehme Wohnung für mich findet. Dann komme ich d. 26ten nach Hannover und gehe d. 27ten weiter. An Chappell schreiben Sie nicht mehr, wenn Sie der Ansicht sind, wie Sie mir aussprachen. Ich werde sehen, was ich persönlich kann erreichen. In Wien freut man sich sehr auf Sie, man glaubt aber noch nicht daran. Stockhausen sprach ich zufällig noch dort – ich fürchte er ist zu spät gekommen. Er ist doch ein kurioser Brausekopf, kommt da nach Wien, kein Mensch weiß Genaues, dann aber soll Alles gleich gehen, wie er es sich ausgedacht. Eckert und Lewinsky hatte ich die schönsten Stunden in Wien zu danken – mündlich mehr davon, wie überhaupt von Manchem. Schreiben Sie mir bitte bald nach Berlin, ob Sie noch an eine Realisierung der beabsichtigten Probe glauben – ich richte danach meine Reise ein. Alles Weitere verspare ich auf Mündliches. Nach Hamburg gehe ich nicht – kann nicht! – Dürfte ich mich doch schon ganz entschieden auf Ihr ungarisches Concert freuen! wie lieb wäre mir die 2te Serenade auch! Nun, ich weiß, Sie thuen was möglich ist.
Von ganzem Herzen
Ihre
Clara Sch.
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