Düsseldorf d. 27 Dec. 1860
Lieber Joachim,
Haben Sie den herzlichsten Dank für Ihre schöne Sendung, und, daß Sie meiner gedacht. Joseph im Schnee haben wir gestern zusammen angefangen zu lesen, es ist reizend geschrieben, ganz in der natürlichen gemüthlichen Weise Auerbach’s. Das Thierleben von Tschudi habe ich auch schon durchblättert, es scheint sehr interressant, Manches werde ich wohl nicht verstehen, Vieles, allgemeiner Gehaltenes wird mir aber gewiß auch zugänglich sein. Was ich Ihnen aber auf Ihren lieben, lieben Brief sagen soll, weiß ich kaum, nur das weiß ich, daß, hätten Sie, als ich ihn las, in mein tief bewegtes Herz sehen können, Sie gewiß den schönsten Lohn für Ihre so liebevoll zart gebotene Gabe empfunden hätten. Ich nehme sie an, d. h. wenn Gott will, daß mein Felix sich solcher Gabe würdig zeigt. Möchte dann von Ihrer wunderherrlichen Kunst ein klein Wenig mit auf ihn übergehen. Ach, und welche Freude wäre es mir ihn einstens, als Ihren Schüler zu sehen! – Sie lieber, theuerer Freund, könnte ich Ihnen nur Alles sagen, was mir im Sinn und Herzen liegt, wie Ihre Freundschaft so manchen wohlthuenden Strahl in mein Inneres wirft, doch genug, bald sehe ich Sie und drücke Ihnen dann die Hand recht aus vollster Seele. Was haben Sie wohl mit Platen ausgerichtet? der Kömpel nennt sich übrigens schon überall Concertmeister, darf er das denn eigentlich? Am 9ten komme ich leider durch Hannover, Sie aber am 13 oder 14ten nach, nicht wahr? Treten Sie froh das neue Jahr an und bleiben Sie in Diesem und Allen, die für mich noch folgen sollen, gut
Ihrer
getreuen
Cl. Sch.
Alles grüßt mit mir freundlichst.
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