Kreuznach d. 22 July 1861
Lieber, theuerer Freund,
könnte ich Ihnen doch, wie vor einem Jahre die Hand drücken, so, daß Sie es recht fühlten, wie aus vollem Herzen meine Glückwünsche kommen! leider muß ich mich heute mit einem Stückchen Papier begnügen, meinem Gruße aber doch einen Klang zu verleihen, lege ich die-sem todten Stück Papier ein Lebendiges bei. – Sie rathen schon, daß es eine Partitur ist, die, ich hoffe, Ihnen Freude macht. Sollten Sie Dieselbe aber schon besitzen, so weiß ich eine Andere dafür. Bitte, lieber Joachim lassen Sie mich bald hören, wie Sie den schönen Tag verlebt? denken Sie auch ’mal meiner, <> und sagen Sie mir recht bald, wenn ich Sie sehen werde? gern wüßte ich Ihren Plan bald, weil ich mich darnach richten möchte. Wollen Sie mit in die Schweiz, so wäre es doch gut, nicht zu spät; da Sie nun aber einmal in Belgien, Sich doch gewiß auch dort gern umsehen, so wäre es gut, Sie gingen einige Tage vor dem 19ten Aug. dahin, um gleich nach dem Fest in die Schweiz zu kommen. Entweder träfe ich Sie dann am Rhein, oder erwarte Sie auf Kaltbad Rigi, wo ich vielleicht 14 Tage vorher zubringe, um die gute Bergluft zu schlucken, und mich zu einer Tour in’s Berner Oberland zu stärken. Durch Frau Platzhoff hörte ich, daß Sie fast täglich in Herrenhausen Abends seyen, und viel auch des Morgens mit ihr musicirten? spielt sie so gut, um mit Ihnen spielen zu können? und nimmt Ihnen das nicht recht viel Zeit? sind Sie recht fleißig? darf ich nicht wissen, was Sie componiren? ist es eine Symphonie? welche Freude wäre mir das! – Ich weiß so wenig von Ihnen, sagen Sie mir bald Etwas, und bald, ob Sie wirklich mit mir in die Schweiz wollen? es wäre gar schön. Adieu, Sie lieber, guter Freund! – Tausend Grüße noch von Ihrer allzeit treuen
Cl. Sch.
Von Allen hier soll ich Ihnen das Schönste sagen – wir Alle wollen den Tag preisen, der Sie der Welt geschenkt. –
Adresse: Königstraße bei Frl. Born. Ich gehe Morgen nach Aachen, um einige Sätze aus Roberts Messe zu hören – Freitag bin ich schon wieder hier.
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