23.01.2024

Briefe



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ID: 9300
Geschrieben am: Mittwoch 13.08.1862
 

Rigi-Kaltbad d. 13 Aug 1862.
Liebe Frau Riggenbach,
durch Herrn Kirchner erfuhr ich, daß Sie eines Tages hierher kommen würden – ist das wahr? und wenn wird das sein? seit heute haben wir endlich wieder Sonnenschein und blauen Himmel, die vergangenen Tage waren aber so schrecklich, daß ich beinah auf und davon gegangen wäre.
Ich muß mich einer Schuld gegen Sie bekennen, die mich drückt, Ihr schöner |2| Bücherschrank in Basel lockte mich so, daß ich mir zwei Bändchen Shakespeare mitnahm. Sind Sie bös?
Kirchner war leider nur zwei Tage hier, ich hoffe aber sehr, er kommt wieder, und macht mit mir, ehe wir zu Ihnen kommen, eine kurz Tour in’s Berner Oberland.
Da habe ich wieder einmal eine Bitte an Sie. Meine zweite Tochter darf sich nicht viel mit Berge steigen etc. anstrengen, würden Sie die große Freundlichkeit haben, sie während der Zeit bei sich aufzunehmen? wir kämen |3| dann von unserer Tour aus gleich zu Ihnen, und fände ich sie bei Ihnen. Wenn es Ihnen aber die geringste Gén^e verursacht, bitte, dann seyen Sie offen! Sie können ja leicht etwas in der Zeit vorhaben, oder auch keinen Platz. Für den Fall richte ich mich dann anders ein.
Herr Stockhausen schreibt Ihnen auch mit – er war diese Zeit über angegriffen im Kopfe und hat eine Cur hier begonnen, darum ist er wohl auch nicht zu Ihnen gekommen. Sagen Sie Herrn Walter einen nachträglichen herzlichen Glückwunsch – sein Geburtstag fällt gerade auf meinen Namenstag.
|4| Nun Adieu, liebe Frau Riggenbach. Grüßen Sie den lieben Mann, und Alles, was auf Bipp weilt.
In herzlicher Ergebenheit
Ihre
Clara Schumann.
Noch Eines: würde Ihr lieber Mann mir wohl die 2te Symphonie meines Mannes u das Sextett von Brahms à 4/m auf einige Wochen hierher senden? ich brächte dann Alles wieder mit. Das Letztere hat Kirchner bei Ihnen liegen gelassen




"...Seit heute haben wir endlich wieder Sonnenschein und blauen Himmel, die vergangenen Tage waren aber so schrecklich, daß ich beinah auf und davon gegangen wäre...Würde Ihr lieber Mann mir wohl die 2te Symphonie meines Mannes und das Sextett von Brahms à 4/m ... Wochen hierher senden..."
Kat. Erasmushaus Nr. 844: April 1987, S. 54, Los 243 (gekürzt)

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Rigi-Kaltbad
  Empfänger: Riggenbach-Stehlin, Margaretha (2787)
  Empfangsort: Schloss Bipp
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 10
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Theodor Kirchner, Alfred Volkland und anderen Korrespondenten in der Schweiz / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Annegret Rosenmüller / Dohr / Erschienen: 2022
ISBN: 978-3-86846-021-6
838f.

  Standort/Quelle:*) unbekannt; Kopie in CH-Bu, s: G III 29
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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