Berlin d. 20 Dec. 1862.
Liebe Frau Riggenbach,
haben Sie mir gezürnt, daß ich Ihnen so lange nicht schrieb? ach, es war wahrlich nicht Mangel an Gedenken Ihrer und so vieler schöner Stunden in Ihrem Hause! aber ich habe die ganze Zeit hier furchtbar gearbeitet, hatte mehrmals in 8 Tagen 4 Concerte – das ist keine Kleinigkeit, und was Alles dabei sonst noch zu thuen giebt! und denken Sie, ich wollte einem Briefe meiner Julie an |2| Sie, den sie, als sie mich im Nov. in Frankfurth besuchte, schrieb, einige Zeilen beifügen, nahm ihn deshalb mit nach Hamburg, und dort ist er mir abhanden gekommen, wahrscheinlich bei’m Packen. Ich habe es heute Julien geschrieben, und bitte Sie nun sehr um Entschuldigung.
Wie gern ich Ihnen eine kleine Freude machte, werden Sie mir glauben, und so füge ich diesen Zeilen ein kleines Heft bei, das so eben herausgekommen, und vielleicht Sie erfreut. |3| Die Lieder liegen gewiß in Ihrer Stimme, und das wohlgetroffene Portrait meines theueren Mannes ist Ihnen vielleicht auch lieb. Nehmen Sie die kleine Weihnachtsgabe freundlich an, feyern Sie das Fest recht froh, und treten Sie Neujahr Alle recht gesund <> an.
Bleiben Sie Beide ferner freundlich gesinnt Ihrer
stets dankbaren
Clara Schumann.
Die Kinder, Marie und Elise grüßen sehr Sie und die Kinder, Letztere auch ich.
|4| Frau
Margerethe [sic] Riggenbach.
"...ich habe die ganze Zeit hier furchtbar gearbeitet, hatte mehrmals in 8 Tagen 4 Concerte – das ist keine Kleinigkeit..."
"Die Lieder" "liegen gewiß in Ihrer Stimme, und das wohlgetroffene Portrait meines theueren Mannes ist Ihnen vielleicht auch lieb..."
Kat. Erasmushaus Nr. 844: April 1987, S. 55, Los 243 (gekürzt)
|