23.01.2024

Briefe



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ID: 9385
Geschrieben am: Montag 21.09.1863
 


Baden d. 21 Septbr: 1863
Lichtenthal Nro 14.

Lieber Stockhausen,
also an Baden vorüber sind Sie heute, ohne auch nur ein Stündchen! ei, ei, das ist nicht schön von Ihnen! Und wo sind Sie eigentlich hin? schon nach Hamburg? Daß Sie nicht während Kirchners Anwesenheit hierher kommen konnten, that mir recht leid, da hätten wir über Manches zusammen sprechen können, und Sie würden gewiß einige Bedenken meinerseits für Kirchner in Hamburg gerechtfertigt gefunden haben, und vor|2| allem, daß es mir eine Gewissenssache war, ihm diese mitzutheilen. Uebrigens hätten ihn diese Bedenken nicht gehindert doch nach Hamburg zu gehen, hätte er auch etwas Mittel gehabt, ohne bestimmte Einnahmen dort zu existieren. Ich bin überzeugt, hätten Sie ihm eine Garantie von 4-500 Thalern geboten, und das hätten Sie ja wohl riskieren können in der guten Aussicht auf Kammermusik- Soireen, er hätte augenblicklich Zürich in Ruhe gelassen. Ihr Verdacht, es sey von ihm Schwäche, ist also gänzlich grundlos, (eigentlich ungerecht zu nennen) so wie die Verhält- nisse stehen. Nun, wir sprechen noch darüber,|3| denn wenn anders es sich in Hamburg arrangiert, daß ich im philh. Concert spiele, so denke ich Sie dort im Nov: zu sehen. Vor der Hand habe ich den Monat November frey, und schrieb mit Diesem an Avé, erstens ob man gesonnen sey, mich zu engagieren, und dann, ob auf eine einträgliche Soiree zu rechnen wäre? ich muß sehr fleißig sein, denn Ihnen und Avé im Vertrauen gesagt (die anderen Hamburger brauchen’s nicht zu wissen), ich habe diesen Sommer sehr zugesetzt, und der Sorgen endlose, so daß ich kaum weiß, wie ich Alles erschwingen werde. Darum möchte ich auch gern bald Antwort wegen Hamburg, denn ist dort nichts, so muß ich einen anderen Reiseplan machen. Ich hätte übrigens nicht an Avé wegen Spiel geschrieben,|4| hätten Sie mir nicht neulich davon geschrieben, als erwarteten Sie Mittheilung meinerseits. Ihr lieber Bruder ist noch hier, leider konnte ich ihm wegen Kürze der Zeit nicht so viel nützen, wie ich es gewünscht hätte, dann war ich auch die letzte Zeit enorm beschäftigt, da ich mich für den Winter vorbereiten musste. Am Freitag gehe ich nach München – ich freue mich vor allem Joachim wieder zu sehen, zum ersten Male als Ehemann. Wann werde ich Sie denn auch so begrüßen können? Es wird doch endlich mal werden, wer weiß, was in Hamburg geschieht!
Leben Sie wohl! es gehe
Ihnen recht gut in Ihrem
neuen Wirkungskreise, dies
wünscht von Herzen Ihre

Clara Schumann.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Baden-Baden
  Empfänger: Stockhausen, Julius (1547)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
598f.

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Nachl. Stockhausen 2
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 

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