Rostock d. 22 Nov. 1863.
Liebster Joachim,
das Concert in Braunschweig ist nun auf den 8ten Dec. (Dienstag) festgesetzt; man wünscht sehr bald unser Programm, und bitte Sie nun mir zu helfen. Ich habe es ohngefähr aufgesetzt, wie anbei folgt. Ich wollte so gern mit Ihnen anfangen und aufhören, schwanke aber sehr mit der Wahl, denn es scheint, nachdem, was Frl. Wiedebein schrieb, das Publikum in Braunschweig noch sehr zurück. Die Kreuzer-Sonate haben wir in Braunschweig gespielt (die ist freilich immer das beste Schlußstück) – was meinen Sie zur G dur? oder C moll? ich dachte freilich letztere wäre zu ernst für den Schluß? ich will zwei Programms aufsetzen – welches Sie lieber mögen, das nehmen wir. Also Nro 1:
1. Sonate c moll für Clavier u. Viol v. Beethoven
2. Gesang (die liebe Ursi)
3. 3 Stücke vom Robert (kleinere)
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4. Sonate von Tartini (Sie, Lieber)
5. Gesang.
6. Lied ohne Worte (Mendelss)
Moment musicale (Schubert)
Etüde (Chopin)
ist das nicht etwas kurz? und so viel kleine Stücke von mir?
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Programm Nro 2.
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1. Sonate A moll Robert (wir Beide)
2. Gesang.
3. Variationen C moll Beethoven (ich)
4. Bach (Sie)
5. Gesang.
6. C moll oder G dur (?) Sonate von Beethoven (wir Beide).
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Dies Programm gefällt mir besser – was meinen Sie? Bitte recht bald um Antwort, und zwar: „Schwerin bei Herrn Kapellmeister Aloys Schmitt.[“] Ich habe hier herum bis zum nächsten Sonnabend d. 28ten Engagements – denken Sie, ich muß vier mal in dieser Woche spielen – kann leider nicht zum Messias kommen. Ob Sie wohl da sind? Adieu, lieber guter Joachim! Herzlich drücke ich Ihnen Beiden die Hand als Ihre getreue Cl. Sch.
Johannes Concert am 15ten ist sehr glücklich abgelaufen – Kranz am Pult, Empfang ect. „Schöne Musik, schöne Mädchen, was will man mehr!“ Verzeihung f. d. eilige Schrifft! – ich reise in einer Stunde ab.
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