Baden d. 4 Octobr. 1866
Liebster Freund,
Ihr Brief an Johannes gestern läßt mich auf die unangenehme Vermuthung kommen, daß Sie meinen letzten an Sie, vom 16ten Septbr., nicht erhalten haben. In Diesem frug ich Sie, ob Sie nicht Lust hätten mit Johannes <zu> in der Schweiz zu concertieren, ferner, ob Sie bei uns in einem Mansardenstübchen Fürlieb nehmen wollen? Sie machen uns die herzlichste Freude dadurch. Sie schrieben an Johannes, als von sich aus wegen der Concerte in der Schweiz anfragend, während wir die ganze Zeit auf Ihre Antwort deshalb warteten, dann schrieben Sie, Sie kämen am 15ten, aber kein Wort, ob wir Sie bei uns zu haben, die Freuden haben werden? Außerdem waren in dem Briefe noch manche Familien-Angelegenheiten, und wäre es mir sehr fatal, wäre er verloren gegangen. Das Engagement mit Chappell ist nun abgeschlossen, er ist auf Alles eingegangen. Wären Sie nicht dabei, ich hätte mich wohl kaum dazu entschlossen, der Gedanke aber ist mir das Tröstliche an der Sache. Wie gern hülfen wir Ihnen bei Ihrem Umzug jetzt! in welch einer Hetze müssen Sie sein! und da komme ich nun auch noch, aber um ein Wort muß ich doch noch bitten, keinen Brief, nur einen Zettel. Johannes trägt mir auf (ich sagte ihm daß ich an Sie jedenfalls schriebe) Ihnen zu sagen, daß er sehr gern bei der Parthie ist, sowohl musikalisch als auch mit den Füßen. Wäre die ganze Sache früher, wie gern hätte ich eine Tour in die Alpen mit gemacht! ich fühle mich sehr angegriffen – kommt wohl von den vielen Sorgen, die diesen ganzen Sommer auf mir gelastet! – Johannes wird heute gleich an Rieter schreiben, und grüßt Sie schönstens.
Adieu, Lieber und Liebe!
Ihre
Cl. Schumann.
Eilig.
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