Baden d. 20 Oct 1866
Lieber Freund,
seyn Sie nicht bös, daß ich nicht eher schrieb, aber ich kam wirklich zu keiner ruhigen Minute. So eben sind Joachim und Brahms fort und ich allein von der Bahn zurückgekehrt – mit wie schrecklichen Empfindungen, kann ich nicht sagen. Wie so wenig – doch ich spreche Sie ja bald, und wollte ja heute nur das Geschäfftliche in Ordnung bringen. Also die Soli’s dachte ich so:
a) Andante (F dur) Th. Kirchner.
b) Nro 5 aus den Momens musicales (ungarisch) Schubert.
c) Scherzo (As dur) Weber
Ich komme am Donnerstag – wollen Sie noch etwas geändert haben können wir es ja thuen.
Der Flügel ist abgegangen und bitte ich Sie mir Hrn. Trau zu beauftragen, daß er es auspackt, und genau in die Orchester-Stimmung bringt. Könnte man das Instrument nicht in das Zimmer setzen lassen, welches ich bewohnen werde? ich dachte von hier mit dem 12 Uhr Zug zu gehen, und bitte um ein Zimmer mit einem Bett, aber wo daneben Eines mit 2 Betten ist (oder es können auch in meinem 2 Betten sein, und in dem daneben Eines), weil ich die Kinder am Freitag Nachmittag nachkommen lassen will.
Jedoch einstweilen bestellen Sie mir mein Zimmer, denn es ist noch nichts weiter bestimmt. Ich gehe Sonnabend wieder hierher zurück, da ich in Leipzig abgeschrieben habe. Da wollte ich Ihnen auch noch sagen, daß, falls Sie Ihr Concert lieber später, weil günstiger, gäben, es mir eben so recht ist.
Die Gräfin Flemming sagte mir gestern, es seyen noch so viele Leute in Carlsruhe verreist! nun Sie wissen das ja am besten!
Die Auslagen für das Instrument (es könnte möglicherweise unfrankirt kommen) wollen Sie einstweilen übernehmen – ich berichtige es dann.
Adieu, lieber Levi. Verzeihung für meine confusen Zeilen – ich bin so betrübt!
Ihre von Herzen ergeb.
Cl. Schumann.
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