23.01.2024

Briefe



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ID: 9730
Geschrieben am: Mittwoch 18.09.1867
 

Baden d. 18ten September 1867

Lieber Stockhausen,
Es ist mir doch recht leid, daß wir uns nicht wenigstens auf ein paar Stunden sprechen konnten – es giebt so Vieles zu besprechen, was schriftlich so viel umständlicher ist. Ich werde suchen, mich in Kürze zu fassen: Sie sind jetzt wieder in Hamburg, und können Sich das Terrain ´mal genauer besehen, denn nach einigen Zeilen, die ich von Friedchen erhielt, und Ihrem letzten Schreiben, scheinen Sie nicht zu wissen, daß am 11ten Oktober (der Tag also, den Sie für unsere erste Soirée bestimmten) das erste philharmonische Konzert stattfindet, wir |2| kommen also mit unseren Soiréen schon mitten hinein, jedenfalls können wir dann die erste schon nicht vor dem 18ten geben; umso mehr, als ich glaube, daß Joachim da er am 11ten spielt, ein eigenes Concert noch hinterher giebt. Bitte, überlegen Sie doch gar recht genau, ob es jetzt günstig für uns in Hamburg ist? Ich habe für Ende Oktober und Anfang November einige feste Engagements, welche ich aufgeben muß, komme ich nach Hamburg – Sie begreifen, daß ich deshalb zögere, wenn wir nicht eines guten Erfolges sicher sein|3| können. um so mehr als mich der Hamburger Aufenthalt sehr viel mehr kostet, als wenn ich nach Basel, Frankfurt etc. reise. Sind Sie nun doch für Hamburg, so würde ich Sie bitten, mir möglichst bald bestimmt die Daten unserer Soiréen mitzutheilen, denn ich möchte die Zwischenzeiten benutzen, um Engagements in Schwerin, Oldenburg ect. anzunehmen, auch Lübeck und Kiel (hoffentlich mit Ihnen) zu besuchen. Können Sie das Alles einrichten? Noch Eins: Sie wissen ich habe in Berlin ein Engagement für den 16ten Nov. angenommen (müßte Hamburg also jedenfalls am 14ten verlassen) und versprechen müssen, in keinem Falle eigene Konzerte daselbst|4| vor diesem Abonnement Konzert anzukündigen – Wollen wir also dort zusammen Konzerte geben, so können wir erst den 17ten ankündigen, folglich kaum vor dem 21ten oder 22ten das erste Konzert geben, ich denke wir können dann vielleicht den 18ten oder 19ten in Leipzig conzertiren um nicht zu viel Zeit zu verlieren, oder, wollen wir das erste Konzert in Berlin noch etwas später geben, uns 8 – 10 Tage für 2 Konzerte in Dresden und Eines in Leipzig nehmen, und dann erst nach Berlin gehen.|5| Ich glaube, für jetzt habe ich die Hauptsachen erwähnt, und bitte Sie nun nochmals wegen meiner Schweizer-Engagements ect. um möglichst schnelle Antwort. Wollen Sie so freundlich sein, und Friedchen sagen, daß ich ihr herzlich danke für Depesche und Brief, und ihr schreibe, sobald mit Hamburg Etwas bestimmt ist. Ich bin jetzt so überhäuft mit Korrespondenzen, daß ich nur das Nöthigste schreiben kann. Heute mußte ich dictiren, weil es Mittwoch, und ich an diesem Tage immer bei mir vorspiele, wozu ich meine Finger etwas elastisch halten muß.
Hoffentlich sind Sie glücklich in Hamburg mit Frau und Kindern angelangt.
Mit schönsten Grüßen an Sie Alle

Ihre
herzlich ergeb
Clara Schumann.

  Absender: Schumann, Clara, geb Wieck, Clara (3179)
  Absendeort: Baden-Baden
  Empfänger: Stockhausen, Julius (1547)
  Empfangsort:
  Schumann-Briefedition: Serie: II / Band: 7
Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit Jenny Lind-Goldschmidt, Wilhelmine Schröder-Devrient, Julius Stockhausen, Pauline Viardot-Garcia und anderen Sängern und Sängerinnen / Editionsleitung: Thomas Synofzik und Michael Heinemann / Herausgeber: Jelena Josic, Thomas Synofzik, Anselm Eber und Carlos Lozano Fernandez / Dohr / Erschienen: 2023
ISBN: 978-3-86846-018-6
681ff.

  Standort/Quelle:*) D-F, s: Nachl. Stockhausen 23.a
 
*) Die Auflösung der Kürzel für Bibliotheken und
Archive finden Sie hier: Online Directory of RISM Library Sigla
 
 



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