Baden-Baden d. 27 Septbr. 1867.
Meine liebe Emilie,
nur einige Worte, denn leider, sitze ich tief in der Arbeit, was auch der einzige Grund ist, daß ich Dir nicht schrieb. Heute also nur in Kürze: daß wir bis zum 7–8 October etwa hier bleiben, möglicherweise wenn wir nicht fertig werden, bis 10ten–11ten – länger aber keinesfalls, denn ich will Elise ein paar Tage in Frankfurth sehen und muß spätestens |3| am 14ten in Hamburg eintreffen, wo ich mit Stockhausen einige Concerte geben will. Ich fürchte nun sehr, daß Ihr nicht so früh zu kommen vor hattet? oder doch? freilich würde Hedwig Julie nicht mehr treffen, da sie in einigen Tagen, auf ärztlichen Wunsch, nach Divonne in Frankreich geht, wo eine herrliche Luft sein soll und sie etwas weniges Wassercur brauchen soll. Frau Schlumberger ist da, und, lasse ich sie auch nicht gern dahin, so ist mir schließlich Alles recht, was ihrer Gesundheit zuträglich sein könnte. Stahlbad◊1 |2| hat ihr gar nichts genützt, sie wird täglich zusehends magerer, dabei hat sie unaufhörliche Beklemmungen, so daß sie weder gehen noch fahren kann. Ich habe sie wieder ärztlich genau untersuchen lassen, und immer wieder ist der Ausspruch, daß es rein nervös sey. Welch ein Jammer ist das! Diese, und die Sorge um Ludwig, waren diesen Sommer die mich stets begleitenden. Ich bin oft ganz marode davon, und dabei habe ich nun wieder die Concert-Sorgen ect.
Nun, bitte◊2, schreibe mir gleich, wann Ihr kommen wollt? herzlichst würde ich mich freuen, sähen wir uns noch hier, nur, leider, könnte ich Euch nicht |4| so viel genießen wie ich möchte. Du hast solch ’ne Zeit einmal mitgemacht, und kennst es also.
Adieu Ihr Lieben!
1 000 Grüße von
Deiner
alten Clara.
Bei Pastors ist frei, wenigstens zwei Zimmer.
Ich sehe eben, daß Julie ganz gut Euch in Vevey besuchen könnte – schreibe mir doch umgehend wie lange Ihr noch dort bleibt? am Ende komme ich gar noch auf 2 Tage mit! wie reist man am besten n. Vevey?
|