Frankfurt d. 15 Nov 94.
Liebe Mathilde,
nur einige Worte des Dankes für Ihren lieben Brief, den ich leider aber nicht beantworten kann, wie ich möchte, da ich augenblicklich ganz überhäuft , oder, besser zu sagen, so von vielen Seiten in Anspruch genommen bin, daß ich dazu eine ruhigere Zeit abwarten muß. Daß ich heute schreibe hat seinen Hauptgrund darin, daß ich mit Herrn Joachim, der hier gespielt hat, über Ihr Anliegen gesprochen habe, und er mir auftrug Ihnen zu sagen, daß Ihnen der Eintritt gern bewilligt werde; nur ist jetzt die Einrichtung getroffen worden, daß Jeder, der in die Hoch-schul-Aufführung zu gehen wünscht, vorher an das Secretäriat, oder Joach. selbst (das weiß ich nicht genau) schreiben muß, nur [jedesmal vor jeder Aufführung] daß er den Eintritt wünscht. Es haben nämlich so oft Leute die Billets wegen Reisen, oder sonstigen Hindernissen, nicht benutzt, einfach liegen gelassen, u. dann waren Andere wegen Mangel an Platz abgewiesen, die Plätze aber leer. Dem nun abzuhelfen ist diese Einrichtung getroffen. Auf dem Programm der stattfindenden Aufführung steht immer wenn [sic] die nächste Aufführung statt findet. In Ihrem ersten Schreiben an Joach. berufen Sie sich, bitte, auf mich.
Es waren genußreiche Tage mit Joachim u. Brahms, der seine neuen Sonaten f. Clav. u Clarinette brachte, und zu mehreren Malen mit Mühlfeld uns privatim vorspielte. Mehr nächstens von Ihrer herzlich grüßenden Cl. Schumann.
Mein Arm ist noch immer nicht genesen, schmerzt oft sehr!
[Umschlag]
Fraeulein
Mathilde Wendt.
Berlin.
173 alte Jacobstr.
III.
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