Frankfurt d. 16ten Nov. 80.
Liebe, gute Frau Fiedler!
Wie sehr haben Sie mich nun wieder überrascht mit dem herrlichen Stuhl, der so schön zu der wunderbaren Decke passt und meinem Zimmer eine neue Zierde verleiht. Fast fühle ich mich von Ihrer Güte gegen mich beschämt – welch eine mühsame Arbeit haben Sie da wieder unternommen, u. wie ausgeführt! Dankbarst drücke ich Ihnen |2| die Hand dafür.
Wo mögen Sie wohl jetzt sein, schon in München eingezogen? Wie leid hat es uns gethan, dass wir Sie auf Ihrer Rückreise nicht bei uns empfangen konnten, aber unser armer Kranker liegt nun schon seit Anfang Aussicht auf Besserung. Sie können denken, wie schwer diese Sorge |3| auf uns Allen lastet.
Schreiber dieses, Eugenie, wundert sich sehr, so lange nichts von Ihnen gehört zu haben, und wir bitten Beide um ein Lebenszeichen.
Leider konnte ich meinen Dank Ihnen nicht einmal eigenhändig aussprechen, da meine Arme mir recht viel zu schaffen machen.
Nun, jetzt weilt ja der grosse Mann in Ihren Mauern, u. Sie können |4| uns, wenn Sie nächstens schreiben, Manches erzählen, gewiss sehen Sie ihn öfters!
Ich sende diese Zeilen durch Levi an Sie; erzählen Sie ihm, was ich Ihnen v. Ferdinand schrieb, wenn er nach uns fragt, was aber wohl kaum jetzt geschehen wird.
Ich hoffe, Sie im Laufe dieses Winters (Ostern) in München zu sehen, und freue mich herzlich darauf.
Leben Sie Beide wohl, und gedenken Sie zuweilen freundlich Ihrer Ihnen von Herzen ergebenen Cl. Schumann
Die Kinder grüßen Beide.
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