Hannover; Sonnabend
Liebe Frau Schumann
Ich habe Graf Platen gesprochen und von ihm vorläufig erfahren daß ich den Monat November noch benützen kann; also damit hätte es keine Schwierigkeit mehr! An der ganzen Geschichte mit Dreyschock scheint nichts wahr; im Gegentheil hat der König (der Dr. bei seinem Hiersein aufforderte überzusiedeln) die Bedingungen die er nachträglich stellte zu hoch gefunden. Das Letztere aber entre nous. Was sind aber doch die Herrn berühmten Virtuosen für unrühmliche Flausenmacher! Man kann sich wirklich nicht wundern, wenn der Stand in Verruf ist! Dreysch. muß doch wohl die Konservatoriums-Ente selbst verbreitet haben. Ich hasse das Geschlecht! Eben habe ich mich beim König als wieder gekommen melden lassen. Ich wollte indeß wirklich die Konservatoriums Geschichte wäre wahr; Wehners zudringliche Liebenswürdigkeit läßt auf starkes Festhalten schließen – – Eine Masse Wohnungen habe ich gesehen; heute eine mit einem Garten vor dem Thor die mir wohl zusagt, und in der Sie <>auch gern ein Stündchen sein werden, hoffe ich! Morgen gehe ich nach Goettingen um noch ein paar Tage mit Johannes zu sein; er hat mir mit alter Herzlichkeit geschrieben, und wäre hieher gekommen wenn ich nicht selbst die Wahl gelassen hätte. Dienstag, denke ich, geht er nach Detmold. Wann kommen Sie? gehen Sie nach Wiesb? Erholen Sie Sich? Bitte, geben Sie mir bald Nachricht; ich werde mittheilen wie ich mich in Goettingen mit den Andern befunden. Mein Bruder war einen Tag hier. Ich habe leider einen Schwager in Pesth verloren, was mir recht nahe gieng. Das herrliche Herbstwetter thut gut. Aufrichtig und getreu
Ihr Jos. Joachim
Empfehlen Sie mich Fräulein Leser und den gütigen Schwestern; auch
Fräulein Agnes.
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