München 25. März 95.
Liebste, hochverehrte Frau Schumann!
Unsere beiden letzten Briefe haben sich gekreuzt u. so möchte ich Ihnen heute mit unserem herzlichsten Dank nur nochmals unsere große Freude Sie hoffentlich in 8 Tagen bei uns begrüßen zu dürfen, aussprechen. Da es jetzt entschieden milder geworden, hoffen wir bestimmt, daß Sie die Reise wagen können!
Nur möchten wir Sie bitten, ja nicht den 1. April als Reisetag |2| zu wählen, da sich am Abend dieses Tages gerade in unserer Nähe u. der des Bahnhofs die Hauptfestlichkeit zu Ehren Bismarks abspielt u. wir in großer Sorge wären, wie durch dies Menschengedränge kommen; überhaupt wäre uns sehr bange Sie an solch’ aufgeregtem Tage für das ganze deutsche Reich, unterwegs zu wissen.
Wir begreifen natürlich vollkommen, daß Sie Ihren definitiven Entschluß erst im letzten Augenblick fassen können u. bitten Sie dringend nur ganz |3| nach Ihrer Bequemlichkeit zu handeln, ein Telegramm <Ta> den Tag zuvor, das uns Ihre liebe Ankunft meldet, genügt vollkommen; die Zimmer stehen immer bereit. Nur möchte ich nochmals Frl. Marie herzlich bitten, mir mitzutheilen, wie sie Alles eingerichtet wünscht, damit Sie, liebste verehrte Frau Schumann möglichst in Ihrer gewohnten Lebensweise bleiben.
Mein Mann sendet Ihnen Beiden die herzlichsten Grüße u. hofft mit mir auf ein schönes frohes baldiges Wiedersehen.
Mit innigstem Gruß in tiefster Ergebenheit
Ihre getreue Mary F.
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