Sonnabend früh.
Liebe Clara,
Willst Du glauben daß es mir jetzt Ueberwindung kostet, diese Rolle1 abzusenden? Ich thue es, indem ich nur an Dich denke u. meine Unzufriedenheit mit den Sachen bei Seite schiebe.
Ich mußte die lange fertige Rolle öffnen um den Grabgesang, einige Lieder u. – die Kinderlieder beizulegen. Jetzt habe ich die Letztern vergessen. Sei nicht böse, aber ich bringe es nicht übers Herz noch einmal die Arbeit zu zerstören, Papier zu suchen etc. etc.
|2| Rieter wird sie Dir gewiß schicken, dreimal packen ist gar zu viel! Dafür kommt ja auch mancherlei Neues; Möchte Dich Manches freuen.
Du schickst mir Alles so bald wie möglich zurück, nicht wahr? Ich will keine Zeit bestimmen denn ich weiß daß Du pünktlicher u. aufmerksamer bist als Jeder.
Zeige die Sachen Niemanden denn es sind schofle <Sachen> Stellen in der Instrumentirung die ein andres Auge als das Deine nicht sehen soll.
|3| Schreibe mir recht entschieden sonderlich was Dir als nicht schön, als matt etc auffällt.
Der Grabgesang geht sehr langsam, u. sollte am Grabe gesungen werden.
Nun, ich freue mich trotz meiner Unzufriedenheit sehr auf Deinen Brief der mir Alles einigermaßen Gelungene jedenfalls zeigt.
Laß ihn so ausführlich u. lieb wie möglich sein.
Auch vorher hoffe ich noch von Dir u. über Dich zu hören.
Herzlich grüße ich Dich
Dein Johannes.
Der junge Bach ┌ in Hannover┐ ist plötzlich gestorben.
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