Lieber Schumann!
Dir und Deiner lieben Clara die besten Grüße und Wünsche zum neuen Jahre und die Nachricht daß meine Frau am 23 d. früh mir einen starken Jungen gebar. Ich danke Gott, daß Alles so glücklich vorüberging und wünsche nur daß die Folgen der Anstrengung Caroline nicht zu hart mitnehmen mögen. Wunderbarer Weise haben ihre Brustschmerzen so wie die Schwäch [sic] der Brust seit ihrer Entbindung sich auffallend gebessert Dies Dir zum Trost, wenn Dein liebes Weibchen in eine ähnliche Krankheit verfiele, NB während der Schwangerschaft.
Jetzt bester Freund komm ich Dir aber mit einer Bitte. Fräulein Sonntag war schon zweimal bei mir sehr betrübt daß Freund Mendelsohn ihr auf ihre letzten Anfragen gar nicht geantwortet habe. Er war früher so gütig gewesen ihr zu schreiben sie könne nach den Festtagen nach Leipzig kommen und dort in dem Abbonements Conzerte Probe singen, darauf hat sie gefragt was sie singen solle aber keine Antwort erhalten. Da nun die Sonntag auf M’s freundliche Zusage hin so lange in Dresden verweilte so bitte ich Dich ihn zu veranlassen daß er der Sonntag antwortet: ihr bestimmt wann sie nach L. kommen und was sie singen soll. Ich würde ihr selber deßhalb geschrieben haben, allein er könnte es für Anmaßung nehmen und zudem weiß ich ja welch eine Maße von Arbeiten und Geschäften auf ihm liegen, und so bedarf es ja nur eines hingeworfenen Worts von Dir und er schreibt der Sonntag zwei Zeilen die ihr sagen was zu thun ist.
Grüße übrigens den Lieben herzlich von mir und sag’ auch ihm von meiner neuen Vaterfreude – Karten senden weißt Du ist nicht meine Art so wenig als ins Tageblatt setzen lassen: „meinen Freunden[“] u. „Theilnehmern“ pp. pp. pp.
Lebet (Du u Clara) 10000 und einigemale wohl und
behaltet lieb euren Freund
Lyser
Dresden d. 27/12 1840.
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