Düsseldorf d. 6 Febr. 1857.
Glauben Sie, liebster Joachim, nicht, daß als Antwort auf Ihren Inhaltschweren, ich Ihnen diesen großen Bogen sende, sondern daß es zufällig; geschähe es aber absichtlich, es nur sein könnte, Platz genug für recht vielen Dank zu haben. Doch will ich Sie damit nicht erschrecken, aber sagen muß ich Ihnen, daß, wenn Sie über meinen geliebten Robert so warm und schön sprechen, das wie milde Strahlen <in> mein Herz erquickt. Daß auch Sie diese Symphonie so lieben, wie erfreut mich das, und ich wünschte nur, Johannes hörte sie einmal recht schön, daß auch Er einstimmte mit uns. Wenn wird sie gegeben? könnte ich bei’m König spielen, so käme ich, und brächte Johannes mit, und Ihre Ouvertüre hörten wir dann auch, nicht wahr? Sie schrieben mir im vorigen Briefe, ob ich wohl im Febr. noch einmal spielen möchte? wie meinten Sie das? wo? Hatte denn Otten die Herrmann Ouvertüre bekommen und probirt? ich habe solche Angst mit dieser Ouvertüre! hatten Sie sie noch einmal corrigirt, ehe Sie sie fortschickten? ich habe Sorge, daß am Ende Fehler darin sind! hätten Sie sie doch ein Mal gehört! ist sie am Ende meines Mannes nicht würdig, und ich hätte sie herausgegeben, wie schrecklich wäre mir das! Von Ihrem herrlichen Spiel in Hamburg hatten wir schon gehört – vom Paganini laß ich Sie nun aber auch nicht mehr los. Welch schönes Konzert haben Sie Morgen wieder! das muß ja wirklich ein edler Fürst sein, der sich so viel Beethoven bestellt! Sie werden Ihn herrlich belohnen für seinen schönen Wunsch. Könnte ich dabei sein! ich sehe Sie auch so gern dirigieren, da wird’s Einem schon warm ums Herz. Die Egmont Ouvertüre! und wir müssen hier sitzen, und hören gar nichts. Süße Schauer durchrieseln mich, denke ich nur an diese Ouvertüre. Die Ebbe hier ist wirklich furchtbar, wir wollen nächstens aus Verzweiflung einmal nach Köln gehen zum Concert. D. 28 d. M. ist das Concert mit „Sängers Fluch“ in Elberfeld. Johannes legt Ihnen seine Var. bei, von Denen Einige ich ganz genial finde – ich hoffe, wir werden uns begegnen. Begierig bin ich, was Sie vom Finale sagen? Joh. ist überhaupt sehr fleißig, auch ich, auf meine Art. Jetzt habe ich die 33 Var. von Beethov. (über den Diabelli’schen (häßlichen) Walzer) studiert, und hatte heute die große Freude, daß Joh. es schön fand, wie ich sie spielte. Wenn Ihr Beide mir <f>Freundliches über mein Spiel sagt, das ist doch mein größter Sporn, und ist das einzige Lob, das mich wirklich beglücken kann – früher war es das Robert’s – Ihr, meine theuersten Freunde, vertretet seine Stelle jetzt. Ich habe noch so Manches auf dem Herzen, doch Joh. drängt fort mit den Variationen. Sollte Grimm Morgen bei Ihnen sein, dann grüßen Sie Ihn sehr – die Bilder (drei Wochen lagen sie nun schon bereit) erhält er Morgen. Schließlich bitte ich nun um das „weiter“ – bitte, bitte, schreiben Sie bald wieder! es war so gar schön zu lesen! Grüßen Sie Gisela, wenn Sie Ihr schreiben, und gedenken Sie bald wieder Ihrer getreuen Freundin
Clara Sch.
Ein einziger, aber recht voller Dank sey mir noch erlaubt.