Berlin d. 24 Octbr 1857.
Geehrter Herr,
ich danke Ihnen sehr für Ihre freundlichen Zeilen und Ihre Notiz betreffs des 28ten. Ich habe bisher noch in solchem Einrichtungs-Troubel gelebt, daß ich kaum die Tage wußte, welche ich verlebte, daher auch mein Irrthum. Ich war sehr erschrocken darüber, weil ich meine Vorbereitungen zur Reise auf Dienstag getroffen, und es nun nicht mehr ändern kann. Ich werde aber jedenfalls mit dem ersten Zuge anlangen; also früh genug um noch das Clavier |2| zu suchen.
Eine Bitte habe ich noch. Gewöhnlich werden am Eingang des Saa¬les kleine Programms ausgetheilt – wenn es nun möglich wäre den Satz derselben stehen zu lassen, bis ich mündlich mit Joachim gesprochen, falls wir noch das Eine oder Andere der Stücke ändern wollten. Es würde dann spätestens doch unsere Entscheidung bis Dienstag Abend erfolgen, und leicht sind dann die Programme am Mittwoch Früh schon fertig. Die großen Programme vorher können so wie sie sind, vertheilt werden. Ich habe nur wegen einer Piece Scrupel.
Alles Weitere hoffe ich bald mündlich mit Ihnen |3| zu besprechen. Ich werde sehr wahrscheinlich am Dienstag gleich zum Vater gehen und die Flügel-Angelegenheit mit Ihm (da er es mir angeboten) besorgen. wollen Sie Sich also darum keine Mühe machen.
Wohnen werde ich im Hôtel de Saxe der Bequemlichkeit halber den Concert-Saal gleich im <S> Hause zu haben.
Verzeihen Sie die große Eile dieser Zeilen und haben Sie nochmals freundlichen Dank.
Hochachtungsvoll
ergeben
Clara Schumann.
|4| NB: Betreffs der Freibillets erlaube ich mir Sie aufmerksam zu ma¬chen, daß ich gern 3–4 gute Sperrsitze für die Meinigen verwahrt hätte.
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